Iran: Christen Opfer von Verfolgungen und Bestrafungen
Berichten von Menschenrechtlern zufolge wurden im Juli in der südiranischen Stadt Bushehr 12 Christen allein wegen ihres Glaubens zu jeweils einem Jahr Haft verurteilt. Die ehemaligen Muslime, die den christlichen Glauben angenommen haben, waren im Jahre 2015 in Bushehr verhaftet worden. Bei Razzien in ihren Wohnungen wurden zahlreiche Bibeln und christliche Publikationen beschlagnahmt. Sie wurden dann wegen angeblicher „Propaganda gegen das Regime“ angeklagt, weil sie sich in christlichen Hausgemeinden versammelten. Ein Revolutionsgericht fällte nun die Hafturteile. Menschenrechtler rufen die Weltgemeinschaft zum Einsatz für die im Iran verfolgten Christen auf. Internationale Aufmerksamkeit und massiver öffentlicher Druck sind notwendig, um zu verhindern, dass Christen wegen ihres Glaubens jahrelang eingesperrt werden.
Das Teheraner Regime verschärft – unter Missachtung seiner völkerrechtlichen Verpflichtungen – die Unterdrückung der religiösen Minderheiten. Menschenrechtler fordern die sofortige Freilassung aller Gefangenen, die allein deshalb in Haft sind, weil sie von ihrem Menschenrecht auf Religionsfreiheit Gebrauch gemacht haben.
Amnesty International macht mit einer Urgent Action darauf aufmerksam, dass vier Angehörige der christlichen Minderheit im Iran allein wegen ihres Glaubens zu insgesamt 45 Jahren Haft verurteilt wurden. Das Regime wirft ihnen u.a. die aktive Mitarbeit in Hausgemeinden und die Veranstaltung von privaten Weihnachtsfeiern vor. Amnesty International fordert die Aufhebung der Urteile, da die Christen allein deshalb verurteilt wurden, weil sie von ihrem Menschenrecht auf Religionsfreiheit Gebrauch gemacht haben. Pastor Victor Bet-Tamraz, seine Frau Shamiram Issavi, Amin Afshar-Naderi und Hadi Asgari sind zurzeit gegen Hinterlegung von Kautionen noch auf freiem Fuß. Ihre Berufungsverfahren sind noch nicht abgeschlossen.
Menschenrechtler rufen die Weltgemeinschaft zum Einsatz für die im Iran verfolgten Christen auf. Internationale Aufmerksamkeit und massiver öffentlicher Druck sind notwendig, um zu verhindern, dass Christen wegen ihres Glaubens jahrelang eingesperrt werden.
Amin Afshar-Naderi und Hadi Asgari sind ehemalige Muslime, die den christlichen Glauben angenommen haben und der Hausgemeinde von Pastor Victor Bet-Tamraz angehören. Am 26.08.2016 wurden sie bei einer Zusammenkunft mit anderen Gemeindemitgliedern verhaftet. Die beiden Christen wurden dann monatelang ohne Anklage im Teheraner Evin-Gefängnis festgehalten und verhört. Schließlich folgte die Anklage wegen „Gefährdung der Staatssicherheit“, und Anfang Juli 2017 wurde Amin Afshar-Naderi zu 15 Jahren Gefängnis verurteilt. Hadi Asgari wurde mit 10 Jahren Haft bestraft. Amin Afshar-Naderi war bereits von Weihnachten 2014 bis Februar 2015 inhaftiert. Die Justiz wirft ihm Mission, Bibelverbreitung und Mitarbeit in Hausgemeinden vor.
Pastor Victor Bet-Tamraz und seine Frau Shamiram Issavi werden seit Jahren vom Teheraner Regime verfolgt. Der Pastor hatte die Pfingstlich-Assyrische Kirche von Teheran geleitet, bis sie im Jahre 2009 vom Regime geschlossen wurde. Am 26.12.2014 wurde Pastor Victor festgenommen, als er zuhause zusammen mit anderen Christen Weihnachten feierte. Nach mehreren Monaten Haft im Teheraner Evin-Gefängnis wurde er gegen Kaution wieder freigelassen. Er wurde im Juli 2017 von einem Revolutionsgericht wegen Verbreitung des Evangeliums zu 10 Jahren Haft verurteilt. Auch Pastor Victors Frau, die Christin Shamiram Issavi, wurde im Januar 2018 von einem Revolutionsgericht in Teheran zu zehn Jahren Haft verurteilt. Ihr wird „Gefährdung der Staatssicherheit“ vorgeworfen, weil sie an ausländischen Seminaren zu christlichen Themen teilgenommen hat und in der Hausgemeinde ihres Ehemannes aktiv ist.
In der westiranischen Stadt Kermanshah wurden die Christin Massoumeh Taqinejad und ihr Sohn Anfang Juli von Geheimdienstmitarbeitern festgenommen. Ihnen wird vorgeworfen, im Internet für den christlichen Glauben geworben zu haben. Über den Verbleib der Festgenommenen gibt es keine Informationen.
Zu den in Bushehr verurteilten Christen gehören Shapur Jozi und seine Frau Parastoo Zariftash. Sie haben den Iran wegen der zunehmenden Verfolgung inzwischen verlassen.
Ende Juli wurden in der nordiranischen Stadt Rasht vier Christen verhaftet. Pastor Youcef Nadarkhani und drei Mitglieder seiner Gemeinde, Mohammadreza Omidi, Yasser Mossayebzadeh and Saheb Fadaie, wurden in das Teheraner Evin-Gefängnis gebracht, wo sie 10-jährige Haftstrafen verbüßen sollen.
Youcef Nadarkhani sowie drei Mitglieder seiner Gemeinde, Mohammadreza Omidi, Yasser Mossayebzadeh and Saheb Fadaie, sind ehemalige Muslime, die den christlichen Glauben angenommen haben.
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Internationaler Aufruf: 50 Bischöfe und Bischöfinnen aus Großbritannien, darunter Rowan Williams, ehem. Erzbischof und geistliches Oberhaupt der Kirche von England, appellieren an alle Länder, ihre Beziehungen zum Teheraner Regime vom Ende der Menschenrechtsverletzungen, der Hinrichtungen und der Verfolgung der Minderheiten im Iran abhängig zu machen.
An einer Iran-Großveranstaltung, die sich am 30 Juni in Paris mit den Menschenrechtsverletzungen im Iran befasste, haben auch Vertreter von christlichen Kirchen aus verschiedenen Ländern mitgewirkt. Anlässlich dieser Veranstaltung haben mehr als 50 Bischöfe und Bischöfinnen aus Großbritannien und 78 Kirchenführer aus den Vereinigten Staaten die anhaltenden Menschenrechtsverletzungen des Teheranern Regimes verurteilt. Sie riefen die internationale Gemeinschaft auf, sich für das Ende der Verfolgung von Christen und anderen religiösen Minderheiten im Iran einzusetzen. Zu den Initiatoren dieses Aufrufs gehört Rowan Williams, der bis 2013 der Erzbischof von Canterbury und damit das geistliche Oberhaupt der Kirche von England war.
Rowan Williams und die anderen Kirchenführer appellieren in ihrem Aufruf an alle Länder, ihre Beziehungen zum Teheraner Regime vom Ende der Menschenrechtsverletzungen, der Hinrichtungen und der Verfolgung der Minderheiten im Iran abhängig zu machen.